DER STAUBFÄNGER

Es war einmal vor langer Zeit ein sehr, sehr einsamer und zutiefst trauriger Staubfänger.

Einsam stand er da, auf dem kalten Kaminsims eines alten Hauses, das eine sehr liebe Familie bewohnte, die ihn vor langer Zeit in einem Geschäft in Wien abgestaubt hatte.

Tag für Tag erfüllte dieser kleine, tapfere und sehr pflichtbewusste Staubfänger die ihm auferlegten, schwierigen und auch ziemlich staubigen Aufgaben.

Er sammelte professionell und liebevoll all den vielen Staub ein, der durchgehend auf ihn herab prasselte und bewahrte dadurch seine geliebte Familie vor der völligen Verstaubung.

Doch eines Tages hatte er ein komisches Gefühl: „Meine Besitzer beachten mich gar nicht mehr.“ Er hatte den Eindruck, dass all die anderen Figuren im Haus wesentlich mehr Beachtung bekamen als er.

Der Staubfänger beneidete zum Beispiel die Keramik-Service-Familie, die in all ihren Einzelheiten an jedem großen Fest teilnehmen durften und sich stets als Ganzes und als Familie empfanden.

Oder aber auch dieser viel zu arrogante Fußball-Pokal, der so stolz auf seinem Kasten thronte und seine Erfolge überschwänglich zur Schau stellte.

Der Staubfänger war einsam. Und fühlte sich nicht mehr geliebt. Dabei war er so wichtig.

Niemand kümmerte sich besser um all den vielen Staub als er. Und als er dachte, dass niemand außer ihm das bewusst war, geschah es plötzlich:

Seine Besitzerin trat vor den einsamen Staubfänger, beugte sich über ihn, schenkte ihm einen andächtigen liebevollen Seufzer,  küsste ihn auf die Stirn und sagte: „Wie schön sind doch meine Erinnerungen, wenn ich an dich denke.“

Da erkannte der Staubfänger, dass er etwas ganz Besonderes war.